16
Sep
2014
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In die Brüche gegangen. Wo auch immer das ist.

Das scheinbar Einfache ist oft am kompliziertesten. So wie das weiche Ei, das trotz Stoppuhr und mit Sekundenangabe empfohlener Kochdauer einfach nie so einen perfekten, weichen aber nicht schleimigen Kern hat, wie bei den anderen. Oder das „einfach einmal entspannen“ und an gar nichts denken. Die meisten (falls sie nicht in Meditation geübt sind) schaffen es etwa eine Sekunde, an nichts zu denken. Wenn überhaupt.

Und in der Sprache – da gibt es erst recht vieles, das auf den ersten Blick ganz einfach erscheint, sich dann aber als gar nicht so einfach entpuppt. Ein Beispiel:

Bruch ist nicht gleich Brüche

Ist etwas in die Brüche gegangen, bedeutet das eigentlich immer: jemand hat sich getrennt, eine Beziehung ist gescheitert, eine Freundschaft wurde beendet, eine Familie ist zerbrochen. Im Grunde gehen also meistens Beziehungen in die Brüche. Keine Vase, kein Ei, kein Unternehmen – die gehen viel eher zu Bruch, kaputt, brechen oder scheitern eben. Aber sie gehen nicht in die Brüche.

Was hat es mit dem Bruch auf sich? Die Antwort könnte doch so einfach sein:  “Bruch” kommt von “brechen”. Ist sie aber nicht. Für die „Brüche“ finden wir gleich drei Ursprungserklärungen. Und keine davon kommt von „brechen“.

1) „Bruch“ bezeichnet unter anderem einen Sumpf oder ein Moor. Sprachen Jäger davon, dass das angeschossene Wild „in die Brüche gegangen“ war, bedeutete es, dass die Tiere im Sumpf untergegangen und für den Jäger verloren waren.

2) Manche Quellen meinen tatsächlich, „Bruch“ gehe zurück auf das mittelhochdeutsche Wort „Brouche“ – die Bezeichnung für die damalige Form der Unterhose. Kein Scherz. Die Theorie dahinter ist, dass, wenn etwas „in die Brouche geht“, buchstäblich in die Hose geht. Aber das kann doch einfach nicht wahr sein…

3) Der Sprichwörter-Duden sagt, die Redewendung habe ihren Urpsrung in der Mathematik und bezog sich ursprünglich auf eine Rechnung, die nicht glatt, sondern in Bruchzahlen aufging, also „in die Brüche“ ging. Das ergibt Sinn, aber eben einen völlig anderen.

Was hat das nun alles mit privaten Zerwürfnissen zu tun? Das bleibt unklar. Vielleicht einfach, dass es ziemlich kompliziert zu sein scheint.

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