15
Feb
2015
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Zur Seite springen und Hörner aufsetzen. Vom italienischen Gspusi bis zum jiddischen Techtelmechtel.

Genug Geschmuse. Jetzt dürfen wir auch wieder über die nicht so rosaroten Seiten des Liebeslebens sprechen. Wie zum Beispiel die Affären. Nicht, dass die immer schlecht sein müssen. Aber das Wort, dessen zweite Bedeutung „peinlicher Zwischenfall“ oder „unangenehme Angelegenheit“ ist, steht ja weniger für echte Liebe als für eine Art Liebes-Abenteuer – oftmals geheim, oftmals verboten und oft auch von relativ kurzer Dauer. Ebenfalls nicht so selten folgt sie einem Seitensprung, das heißt, einer Situation, in dem jemandem die Hörner aufgesetzt werden. Aber der Reihe nach.

Es gibt Affären, für die im Grunde niemand betrogen werden muss. Eine Liebelei, eine Liebschaft ist das dann. Oder ein Techtelmechtel. Letzteres hat seine Wurzeln möglicherweise im Jiddischen (bzw. wieder einmal dem Rotwelschen) und geht auf das Wort „tacht(i)“ für „geheim“ zurück, das dann in diesem Schlagreim sozusagen gedoppelt wurde. Es gibt jedoch auch die Erklärung, dass das Wort aus dem Italienischen kommt, genau genommen von dem Ausdruck „a teco meco“, also „unter vier Augen“. In jedem Fall war das „Dechtlmechtl” Ende des 18. Jahrhunderts in Österreich als „geheimes Einverständnis” bekannt und ist dann wohl im 19. Jahrhundert aus Österreich in den Rest der deutschsprachigen Welt gedrungen – als geheimes Einverständnis unter Liebenden. Und in Österreich ist das Techtelmechtel nicht einmal die einzige italienische Affäre.

Da gibt es zum Beispiel auch das Gspusi. Sein sprachlicher Ursprung liegt im italienischen „sposo“ („Bräutigam“) bzw. „sposa” („Braut“) oder eben „sposare“ für „verloben“ – obwohl die genau genommen alle umgekehrte Bebedetung haben. Jedenfalls finden zwei zueinander.

Nicht italienisch aber vielleicht französisch ist hingegen die Herkunft einer anderen Affäre – des Pantscherls. „Pantschen“ oder auch „panschen“ bedeutet ja nicht nur im Österreichischen „vermischen“. Manche gehen davon aus, es ginge auf das französische „panacher“ zurück. Einer zweiten Erklärung zufolge steckt das französische „penchant“ für „Vorliebe“, „Neigung“ oder auch „Schwäche für jemanden“ dahinter. Alles würde doch irgendwie passen.

Hörner tragen doch nur Männer

Handelt es sich um Affären, die so abenteuerlich sind, dass sie neben einer anderen Beziehung passieren, sprechen wir von Betrügen, Fremdgehen oder eben einem Seitensprung.

Laut Deutschem Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm wurde das Wort Seitensprung neben dem buchstäblichen „zur-Seite-Springen“ und im übertragenen Sinn als sehr ausschweifendes Erzählen auch in einer dritten Bedeutung verwendet – um auszudrücken, dass jemand „unmoralische Personen“ besuchte. Also Prostituierte. Die heutige Bedeutung des etwas allgemeineren Betrügens erlangte das Wort dann wohl ebenfalls erst im 19. Jahrhundert.

Eine schon viel länger (nämlich seit der Antike) und in sehr vielen Sprachen gebräuchliche Wendung mit ähnlicher Bedeutung ist, jemandem die Hörner aufzusetzen. Zu ihr gehört auch die Geste der Hand mit zwei weggespreizten Fingern (kleiner und Zeigefinger). Sie nennt sich mano cornuta (Italienisch für „gehörnte Hand“) und ist nicht nur als beleidigende Geste in Italien, sondern natürlich in der Musik als Metalhand, “Rock on” Zeichen und großartigerweise manchmal unter der Bezeichnung Pommesgabel bekannt. Im Englischen auch als goat horns, devil horns oder metal fork. Und sie steht eben auch für die gehörnten Betrogenen.

Warum aber Hörner? Möglicherweise symbolisieren sie ein doppeltes Phallussymbol. Oder sie stehen für den Ochsen, der den dummen, hintergangenen Ehemann darstellt. Vielleicht standen die Hörner ursprünglich aber auch für das Tierkreiszeichen des Steinbocks, da angenommen wurde, dass unter diesem Zeichen geborene Frauen ganz besonders untreu waren. Erklärungen gibt es wieder einmal viele. Eines scheint aber klar zu sein – die Hörner wurden und werden nur Männern aufgesetzt. Niemals Frauen. Vielleicht, weil die betrogenen Ehefrauen eben nie so der Rede Wert waren. Oder aber, weil sie einfach klüger waren und sich dachten: „Was soll ich mit den verdammten Hörnern, ich such mir jetzt ein Gspusi. – Ein italienisches.“

 

Zusätzliche (zu den hier genannten) Quellen:
baer-linguistik.de – Beitrag zu “Techtelmechtel”
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm
 
 
Urheberrecht Bild: 123rf Sergey Pykhonin

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