11
Apr
2015
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Der Sinn des Unsinns. Vom Larifari zum Schmafu.

Das Sprachperlenspiel fühlt sich geehrt, denn es wurde in einem Blog zum Thema Bloggen erwähnt: Martin Stäbe, der ebenfalls so einiges über die Sprache zu schreiben hat, ging in seinem Beitrag auf zielbar.de auf die charakterlichen Voraussetzungen für glückliches bzw. erfolgreiches Bloggen ein. Darunter nannte er das Nicht-immer-perfekt-sein-wollen als wichtige Eigenschaft und das Sprachperlenspiel als erklärendes Beispiel. Aber ist das Nichtperfektsein denn überhaupt etwas Gutes?

Ich denke schon – zumindest auf einer Plattform wie dieser. Denn beim Spielen können Kopf und Herz oft erst dann frei für neue Wege sein, wenn sie nicht im Korsett allzu strenger Regeln stecken. Beim Spielen mit der Sprache ist das meiner Meinung nach ähnlich. Deshalb – da hat Martin Stäbe völlig recht – sage ich in meiner Blogbeschreibung auch klar, dass es hier keinesfalls um lupenreine Formsache geht, nicht um Wissenschaftlichkeit und brave Informationsaufbereitung.

Ist das hier dann aber alles nur sinnloses Geschwätz? Das nun auch wieder nicht. Und selbst wenn – vielleicht kann ein bisschen unnützes und nicht immer irgendein Ziel verfolgendes Geschwätz doch auch einen Sinn haben. Wenn auch nur den, das Gehirn für kurze Zeit von den echten Problemen abzulenken und ihm ein wenig Entspannung zu gönnen. Vielleicht steckt aber überhaupt mehr Sinn hinter dem Unsinn, als wir denken. Auf jeden Fall steckt viel Sinn hinter den Wörtern, mit denen wir über den Unsinn reden. Und dass sie, wie sich herausgestellt hat, zu den wohl lustigsten Wörtern der deutschen Sprache gehören, kommt zu meiner großen Freude noch hinzu.

So wie das Larifari. Auch das kann etwas Unsinniges oder keinen echten Sinn ergebendes bezeichnen. Genauso wie die Silben, aus denen es entstand – denn das Wort ergibt sich aus den italienischen Tonbezeichnungen, die ja oft auch im deutschsprachigen (Gesangs-)Raum verwendet wurden. Die Töne „la-re-fa“ entsprechen einfach dem Dreiklang a-d-f.

Papperlapapp! sagen wir, um dummes Zeug zu enttarnen und was dahinter steckt, ist das aus dem „pap pap“ der Babysprache abgeleitete und gemeinhin als nichtssagend eingestufte „Geplapper“ (eines Kindes).

Der Kokolores beinhaltet möglicherweise das mittelniederdeutsche „gokler“ für „Gaukler“. Vielleicht ist es aber, ähnlich wie das „Kokettieren“, vom französischen „coq“ für „Hahn“ abgeleitet. Eine dritte Erklärung meint, es gehe auf den Koks-bedingten Zustand des ungefilterten Daherplapperns zurück. Da der Kokolores allerdings ein bereits seit dem 17. Jahrhundert bezeugter Begriff ist, bezweifle ich diese Theorie sehr.

Der Mumpitz ist heute ein Unsinn, bezeichnete aber im 17. Jahrhundert noch eine Vogelscheuche oder eine andere Schreckgestalt. In dem Wort stecken das „Vermummen“ und der „Boz“ oder auch „Butzemann“, also eine Schreckfigur für Kinder. Im späten 19. Jahrhundert wurde der Begriff für „erschreckende Gerüchte“ verwendet und erst ein wenig später erlangte er seine heutige Bedeutung.

Hingegen bereits seit dem 14. Jahrhundert als „törichtes, dummes Zeug“ eingesetzt wird der Firlefanz. Großartigerweise leitet er sich von einem „lustigen Springtanz“ ab, wie der Duden erklärt, und beschrieb dann etwas allgemeiner ein albernes, ausgelassenes Gehabe.

Bleibt noch der Schnickschnack, der auf das niederdeutsche „schnacken“ also „quatschen“ zurückführt. Ganz ähnlich dem Wischiwaschi, in dem das „Gewäsch“ oder eben „Geschwätz“ steckt.

Der Zinnober fällt ein wenig aus dem Rahmen, ist er doch nur die gewöhnliche Bezeichnung eines quecksilberhaltigen Minerals. Wie kam es dann dazu, dass er zum Synonym für wertloses, unsinniges Gerede wurde? Daran sind wohl die Alchimisten schuld. Diese nahmen nämlich einmal an, dass die Verbindung von Quecksilber mit Schwefel zum ersehnten Gold führe. Es kam aber natürlich anders und das tatsächliche Ergebnis war: Zinnober. Etwas komplett Wertloses.

In Österreich verwendet man natürlich auch einige dieser Sprachschätze. Dort ist der Unsinn aber auch gerne mal einfach ein Topfen, ein Kas, ein Holler oder ein Schmafu. Letzteres ist nicht nur kein Lebensmittel, sondern auch nicht einmal deutsch! Es ist die österreichisch ausgesprochene Interpretation des französischen „je m’en fous“, das (so sagen es die Quellen) „ich mach mir nichts draus“ bedeutet. Aber da ist dann wieder eher Martin Stäbe der Experte, denn als Frankreich-Fan bloggt er über alles Französische. Wenn Sie auch eine frankophile Ader haben, schauen Sie doch mal rein.

 

Urheberrecht Bild: lambros, 123rf

4 Responses

  1. Pingback : Ist Slow Marketing nun ernst zu nehmen oder nicht?

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