19
Nov
2014
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Wenn der Bär los ist, bedeutet das nicht immer Spaß.

Es gibt Tiere, die schon immer eine große Rolle in unseren Geschichten und Überlieferungen spielten. Wie zum Beispiel der Bär. Als großes, wildes, unbezähmbares Tier steht er, der König der Wälder, für die lebendige Kraft der Natur.

Die vielen Gesichter des „Braunen“

Das Wort „Bär“ hat einen interessanten Ursprung. Es bedeutet eigentlich „der Braune“ und ist damit ein so genanntes Tabuwort, also eine Art Euphemismus. Tatsächlich ist die ursprüngliche, indogermanische Bezeichnung des Bären nämlich „rkotos“, diese hat sich allerdings nicht bis ins Althochdeutsche durchgesetzt. Anscheinend fürchteten die Menschen, das gefährliche Tier könnte durch die Nennung seines richtigen Namens herbeigerufen werden und griffen deshalb zu einer Umschreibung.

Der Bär hat aber nicht nur gefährliche Gesichter. Mit seinem warmen, weichen Fell ist er in einer seiner berühmtesten Rollen – dem Teddy – ein kuscheliger, tröstender, oft lebenslanger Freund. Seine scheinbare Gelassenheit und brummige Schwerfälligkeit machen ihn in vielen Geschichten zu einem gemütlichen, gutmütigen, väterlichen Gefährten, wie etwa im Dschungelbuch oder auch in dem Märchen Schneeweißchen und Rosenrot. Als Meister Petz (ein Kosename für „Ber“nhard) taucht er ebenfalls lieb und freundlich in verschiedenen Fabeln auf.

Das personifizierte Russland

In ganz aktuellen Geschichten erscheint der Bär allerdings wieder etwas weniger lieblich und repräsentiert vielmehr die große, mächtige, scheinbar unbezähmbare Macht eines ganzen Landes. Der Bär als Symbol Russlands ist eigentlich eine Erfindung des Westens. Seit dem 20. Jhdt. verwenden aber auch die Russen selbst den Bären als Personifikation ihres Landes. Kürzlich lieferte Herr Putin dafür ein eindrucksvolles Beispiel, als er in Bezug auf die Annexion ukrainischer Territorien meinte, „der Bär wird aber nicht einmal um Erlaubnis fragen“.

Übrigens ist das russische Wort für „Bär“ ebenfalls ein Tabuwort: „medved“ („медведь“) bedeutet einfach „Honigesser“. Wenn auch Russland nicht unbedingt das Bild eines gemütlichen Honigessers in uns hervorruft. Eher das eines wütenden Berserkers. Und auch in diesem Wort steckt der Bär: es setzt sich zusammen aus den altisländischen Wörtern „ber“ („Bär“) und „serkr“ („Gewand“) und bedeutet soviel wie „Krieger im Bärenfell“, also ein wilder, unbezwingbarer Kämpfer. Die Wikipedia beschreibt ihn sogar als „im Rausch kämpfender Mensch (…), der keine Schmerzen oder Wunden mehr wahrnimmt.“ Also ohne Rücksicht auf Verluste. Wie treffend.

Der Bär in unseren Redewendungen

Und natürlich finden wir den Bären auch in einigen Sprachperlen. Will uns jemand „einen Bären aufbinden“, dann bedeutet es, dass jemand versucht, uns unwahre Geschichten weiszumachen. Die Wörterbücher haben dazu unterschiedliche Meinungen, aber die häufigste Erklärung ist, dass es doch ganz unmöglich ist, jemandem einen wilden, unbezähmbaren Bären auf den Rücken zu binden. Deshalb muss es sich bei einer derartigen Aussage um einen groben Unfug oder eben eine Lüge handeln.

Ein „Bärendienst“ wird erwiesen, wenn jemand in bester Absicht handelt um zu helfen, dadurch aber alles nur schlimmer macht. Ursprung dieser Wendung ist wohl eine Fabel des französischen Dichters Jean de La Fontaine (Der Bär und der Gartenfreund), in der ein Bär mit einem alten Mann zusammenlebt. Eines Tages schläft der Mann im Garten ein und der Bär will eine Fliege verjagen, die im Gesicht des Mannes sitzt. Er wirft einen großen Stein nach ihr und tötet damit nicht nur die Fliege, sondern auch den Mann.

Und wenn „der Bär los“ ist oder auch „steppt“, dann ist wirklich richtig was los. Die Bedeutung kommt daher, dass früher oft Bären auf Jahrmärkten als Attraktion auftraten. War also der Bär los, dann war der Jahrmarkt in der Stadt und es ging richtig rund. Und manchmal, wenn der Bär auch noch zum Tanzen gezwungen wurde, dann steppte er sogar.

Sehr unterschiedliche sprachliche Bilder, die uns den Bären fürchten, lieben, bemitleiden und sogar verabscheuen lassen. Für mich eine weitere Parallele zu dem Land, das er symbolisiert – ich habe Russland lieben gelernt, es hat mich auch schon das Fürchten gelehrt, oft hatte ich einfach Mitleid und einiges, das aus Russland kommt, verabscheuen wir zutiefst. Aber so ist das wohl mit der Welt und ihren vielen Menschen und Tieren und Ländern. Sie können sich nie nur von einer Seite zeigen.

 

Urheberrecht Bild: annykos/123RF Stockfoto

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