8
Mrz
2018
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Eine leise Sprache ist mir lieber!!!!!11einseinself

Wer nicht gehört wird, sagt es lauter. Und wer schreit, hat recht. Oder auch nicht, wie wir in unserem heutigen Reflektionsstadium oft schon erahnen. Denn im Grunde erhebt seine Stimme doch nur, wer nicht gut genug kommuniziert, um die Botschaft in Ruhe zu übermitteln bzw. mit ihr das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Wer sich schließlich weder mit leisen noch lauten Worten zu helfen weiß, versucht es mit Händen und Füßen, Fäusten oder Waffen. Auch das wissen wir und erleben es heute immer noch zu oft. Viel zu oft.

Und egal, wie viel wir wissen und wie reflektiert wir unserer Meinung nach sind, es gibt da eine Sprache, die uns alle trotz oder gerade wegen ihres immer stärker werdenden Gebrauchs regelmäßig an die Grenzen unserer Wortgewandtheit bringt, ja, uns oft nichts anderes übrig lässt, als zu schreien: die geschriebene.

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1
Feb
2018
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So ein Tohuwabohu. Die Welt ist wüst und leer.

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer.“ (Mose 1,1)

Was Luther in seiner Bibelübersetzung als „Wüstheit und Leere“ beschrieb, lautete im hebräischen Original „tohu wa vohu“. Dass das Tohuwabohu heute vor allem ein heilloses Durcheinander, ein Chaos und Wirrwarr beschreibt, steht dazu nicht unbedingt in Widerspruch. Das zeigt zum einen die Sprache selbst. Und zum anderen lässt sich auch um uns herum ein Zusammenhang zwischen Wüste und Chaos erkennen – wenn ein wüster Zustand, eine innere Leere, eine abgehärtete, abgestumpfte, abgetötete Seele uns irre, schreckliche Dinge tun lässt und die Welt zu einem chaotischen, verwüsteten Ort macht.

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14
Sep
2017
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Der Weg ist nicht das Ziel. Und der Holzweg keine Sackgasse.

Dass der Weg das Ziel ist, stimmt leider nicht immer. Manchmal ist wirklich nur eines das Ziel: das Ziel. Denn anders als beim Risottokochen oder auf der Wanderung zur besten Kaiserschmarrn-Wirtin wären uns einige Ziele ohne ihren mühsamen Weg dorthin ganz einfach lieber: die Führerscheinprüfung, die ersten sechs Wochen rauchfrei, die Beförderung zur Chefin, saubere und frisierte Kinder, oder eine gelungene Zahnregulierung. Es gibt allerdings auch Wege, die eigentlich nirgendwo hin führen und uns irgendwann trotzdem da ankommen lassen, wo wir immer schon hin wollten. Das sind vielleicht die allerschönsten.

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27
Mrz
2017
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Frühlingsgefühle und andere Spiele

„Zeit für Gefühle!”, ruft der Frühling.
„Es ist mir eine Wonne“, sagt der Mai.
„Find ich jetzt nicht so heiß“, meckert der Sommer.
„Dann stellt euch mal um“, befiehlt die Zeit.
„Eine große Wende wird kommen”, verkündet die Sonne.
„Ist doch noch früh im Jahr“, stöhnt die Müdigkeit.

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19
Mrz
2017
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„Ja, aber…” Die grausliche große Schwester der Wurschtigkeit.

Nur wenig ist nerviger als eine Dreijährige, die jede Bitte, Regel oder Anleitung mit „ja, aber“ kommentiert, um dann erst recht das zu tun, was sie von Anfang an tun wollte und was in 99% der Fälle nichts mit der ursprünglichen Bitte, Regel oder Anleitung zu tun hat. So eine unverfrorene Nichtzurkenntnisnahme des Gesagten und das sich so überhaupt nicht auseinandersetzen wollen mit der gesendeten Botschaft kann einen schon zur Weißglut bringen. „Nicht schlimm, sie wird es schon lernen“, bleibt dann als leise Hoffnung. Und in den meisten Fällen stimmt das auch. Es sei denn, aus den Ja-aber-Dreijährigen werden Ja-aber-Erwachsene. Solche, die ungerührt und unberührt über Botschaften hinweghorchen, -lesen und -denken, um weiterhin nur eine Realität zu sehen: die eigene.

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31
Dez
2016
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Silvester ist heilig. Der gute Rutsch ist deutsch.

Religion hat gerade keinen guten Ruf – vor allem die der anderen. Und weil wir die vielen Grauenhaftigkeiten so verabscheuen, die im Namen des angeblichen Glaubens verbrochen werden, sind viele von uns sogar geneigt, Religion ganz und gar abzuschaffen oder zumindest zu ignorieren. Religiöse Feste wie Weihnachten und Ostern wollen wir zwar nicht ganz streichen, aber möglichst unreligiös feiern. Ohne Krippe und Jesuskind neben dem Baum, dafür mit Familie. Ohne Auferstehungsgeschichten zu Ostern, dafür mit Hasen und Eiern. Spätestens zu Silvester können wir wieder ohne innere Konflikte feiern und uns gegenseitig gute Wünsche aussprechen, denn das neue Jahr kommt auch ohne Religion. Das heißt, nicht ganz.

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21
Sep
2016
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Friede, Freude, Eierkuchen – Alle lieben den Schmarrn.

Friede, Freude, Eierkuchen war das Motto der allersten Berliner Love Parade im Jahr 1989. Dass Dr. Motte dieses Motto für die Veranstaltung ausrief, hatte vor allem den Grund, die Parade als Demonstration deklarieren zu können. In dieser neuen Rolle hatte die Redewendung eine etwas andere Bedeutung als im allgemeinen Sprachgebrauch, wo sie viel eher eine schöne, vorgeschobene oder auch scheinheilige Fassade beschreibt als tatsächliches Glück. Im Falle der Love Parade stand „Friede“ hingegen ganz konkret für Abrüstung, „Freude“ für Musik und „Eierkuchen“ für eine gerechte Nahrungsmittelverteilung. Woher die Redewendung sprachlich gesehen kommt, weiß niemand so richtig. Selbst die Gesellschaft für deutsche Sprache, die einst versuchte, per Preisausschreiben eine Lösung für dieses Rätsel zu finden, kam dem sprachlichen Dreiklang nicht so ganz auf die Spur.

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14
Sep
2016
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Ein Heidenspaß! Wir feiern gern wie die Wilden.

Während es sich in der Schule, im Büro, am Spielplatz, in Diskussionen und Streitgesprächen, beim Einkaufen, in der Bank, im Restaurant, am Steuer, im Zug oder überhaupt bei den meisten öffentlichen Interaktionen eher weniger geziemt, sich wie verrückt und wie die Wilden aufzuführen, ist es an anderer Stelle geradezu Pflicht oder zumindest Qualitätsmerkmal: beim Feiern. Das können nämlich diejenigen am besten, die es am zügellosesten tun. Und je mehr wir loslassen, uns gehen-, alles rauslassen und die sonst so notwendige Selbstkontrolle abgeben, desto größer ist auch der Spaß. Ein Heidenspaß kann es dann sogar werden. Ein Begriff, der auf den ersten Blick vermuten lässt, die gottlosen Heiden hätten aufgrund ihres von religiösen Regeln verschont gebliebenen Lebens nun einmal einfach mehr Spaß. Aber möglicherweise ist es auch ganz anders.

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26
Aug
2016
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Rabenmütter sind gute Mütter. Und Stiefmütter sind die besten.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, wissen und sagen wir. Und obwohl nicht ganz geklärt zu sein scheint, wie, wo und wann diese Wendung entstanden ist, lässt uns das Bild des Apfelbaums doch sehr klar verstehen, dass die räumliche Nähe des Apfels zu seinem Stamm, seinem Ursprung, die innere, charakterliche Nähe zwischen Eltern und Kindern versinnbildlicht. Simpler gesprochen: Wir alle tragen mehr von unseren Eltern in uns, als uns vielleicht manchmal lieb ist. Und folglich sind auch unsere Nachkommen keine Tabula Rasa, keine leere Schreibtafel oder ein gänzlich unbeschriebenes Blatt, das nach Lust und Laune gestaltet werden kann. Auch Sie leben einige unserer Eigenschaften, Talente, Charakterzüge und Verhaltensweisen weiter. Ob wir das alle wollen oder nicht.

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27
Jul
2016
1

Babypause, Elternzeit und andere mächtige Worte

Die Macht der Worte. Sie zeigt sich unter anderem dort, wo uns Sprache wie eine gefärbte Brille einen ganz bestimmten Blick auf die Welt haben lässt. Wenn zum Beispiel der Asylant anders als der Asylsuchende oder Refugee aufgrund seiner Wortendung ganz schnell ein ähnlich negatives Bild vermittelt wie der Querul-ant, der Simul-ant oder der Ignor-ant. Und wenn Flüchtlinge im Gegensatz zu Flüchtenden ein wenig Herabwürdigung erfahren, wie es auch beim Schön-ling und dem Schreiber-ling der Fall ist. Oder auch dann, wenn wir für Arbeitssuchende aufgrund ihres ausgesprochenen Willens einen Beitrag zu leisten weitaus mehr Verständnis aufbringen als für die viel passiveren Arbeitslosen.

Alles eine Frage der Perspektive.

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