25
Nov
2014
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Zum Abschied ein Tschau-Baba! Oder einen Gruß an den Herrn Papa.

Wie kürzlich im Sprachperlenspiel zum „Bussi“ angemerkt, ist eine Erklärung des Bussis nur wirklich vollständig, wenn dabei auch auf einen seiner wichtigsten Gefährten eingegangen wird: das „Baba“. Ein weiterer Begriff, der aus einem (ost-)österreichischen Leben kaum wegzudenken ist, aber nördlich der so genannten Weißwurstgrenze gar nicht so lebensnotwendig zu sein scheint. Wir sagen es nicht nur zu Kindern, sondern auch gerne als lieben Gruß unter Erwachsenen, am besten nicht alleine sondern in Verbindung mit einem „Bussi“, einem „Tschau“ oder überhaupt verpackt in eine so wunderbar österreichische Abschiedsformel wie: „Also-dann, Grüß-dich-Servus, gell, Tschau-Bussi-Baba!“

Woher kommt es aber nun, das „Baba“?

Aus der Biedermeierzeit, meinen einige. Biedermeier beschreibt unter anderem eine neue bürgerlichen Kultur, die im 19. Jahrhundert entstand und das (vermeintliche) häusliche Glück und sehr bürgerliche Tugenden wie Fleiß, Ehrlichkeit, Treue und Bescheidenheit kultivierte. Eigentlich bedeutete „bieder“ ursprünglich nichts anderes als „ehrenwert“, „aufrichtig“ und „anständig“. Doch das, was wir heute als „bieder“ bezeichnen, heißt für uns im Grunde nichts anderes als „kleinkariert“, „verstaubt“, „engstirnig“, „konservativ“ oder „kleingeistig“.

Wikipedia erzählt zum Biedermeier außerdem, dass vor allem die eigenen vier Wände und das eigene Wohnzimmer zum Zentrum des Lebens wurden, dass das gesellschaftliche Leben im kleinen Rahmen stattfand – an Stammtischen und in Kaffeehäusern, dass während dieser Zeit das familiäre Weihnachtsfest entstand, wie wir es heute kennen, mit Baum, Gesang und Bescherung. Und: dass vielleicht sogar aus dieser Zeit der Begriff „Gemütlichkeit“ stammt. Darin steckt übrigens das Wort „Gemüt“ sowie das althochdeutsche „gimuati“, was einfach „angenehm“ oder „lieb“ bedeutet.

Wichtig war: der “Herr Papa”

Was das Familienleben in der Biedermeierzeit anbelangt, so war es sehr patriachalisch organisiert. Der Vater war das Oberhaupt der Familie, die Mutter zuständig für Heim und Herd. Wichtig war es, nach außen hin ein anständiges Bild abzugeben. Dazu gehörten viele Höflichkeiten, wie zum Beispiel, den Vater der Familie grüßen zu lassen, wenn dieser bei einer Begegnung nicht anwesend war. „Und einen Gruß an den Herrn Papa!“, hieß es dann.

Und eben dieser Satz ist es, der laut einigen Quellen mit der Zeit zu dem verkürzten und österreichisch ausgesprochenen „Baba“ mutierte. Darauf zu kommen, ist schwer. Und so richtig einig sind sich meine Quellen auch nicht. Es gibt nämlich noch eine zweite, vielleicht naheliegendere Erklärung.

Babys sagen zum Abschied “pa pa”

Diese lautet, dass es sich bei „Baba“ einfach um ein Lallwort handelt, das aus der Babysprache kommt. Lallwörter sind Lautfolgen, die für Kleinkinder leicht auszusprechen sind – das „ba“ ist da ganz vorne mit dabei. Und zur Entstehung des Baba in Österreich gibt es eine interessante Theorie – nicht von mir, aber von Ulrich Glauber in seinem Buch „Österreich für die Hosentasche“. Er meint darin, dass wohl schon wieder die Tschechinnen ihre Hände im Spiel hatten und das Baba möglicherweise durch die früher oft in Ostösterreich tätigen tschechischen Ammen eingeführt wurde. Denn auch im Tschechischen ist „pa pa“ oder einfach nur „pa“ ein liebevoller Abschiedsgruß, der vor allem Kindern gegenüber verwendet wird.

Das kann natürlich stimmen. Allerdings ist das „pa pa“ als Abschiedsgruß gar nicht auf Tschechien und Österreich begrenzt. Auch die Ungaren verwenden es, die Rumänen, die Polen, die Serben und Kroaten (und das sind nur diejenigen, über die ich es herausfinden konnte). Sie alle verwenden die Schreibweise mit hartem „P“. Da es solche harten Konsonanten in der österreichischen Aussprache quasi nicht gibt, ist die Entstehung des weichen „Baba“ recht einläuchtend. Auch in den genannten Sprachen liegt übrigens die Vermutung nahe, dass es sich einfach um ein Baby-freundliches Lallwort handelt. Die Frage ist nur – wo war es zuerst? Oder entstand das überall auf die gleiche Weise?

Weil sie mir hier so viel logischer erscheint, stimme ich (wieder einmal) für die Baby-Theorie. Vielleicht auch, weil ich nicht glauben will, dass unser geliebtes Baba aus der Biedermeier-Zeit kommt. Wobei: wenn ich bedenke, wie sehr ich mein gemütliches Wohnzimmer, Kaffeehäuser und einen Christbaum zu Weihnachten mag, kann ich gar nicht abstreiten, dass auch ziemlich viel bieder in mir steckt.

 

Bild: Der Sonntagsspaziergang (1841) von Carl Spitzweg

15 Responses

  1. Sophie

    Mir taugt das voll, hab immer große Freude beim Lesen! Top!
    Sehr viel bieder steckt, glaub ich, nicht in dir. ein bissi Sissi geht immer!
    Babatschi

  2. Nadine

    Vielleicht täusche ich mich – ab oft kommt mir in Wien vor, dass das baba gemischt gesprochen wird “bapa” – verhöre ich mich da nur?

    Cooler Blog nebstbei.

    lg

    1. Nicola

      Ja, guter Einwand. So genau ist es nämlich oft gar nicht zu unterscheiden. In Österreich wird ja weder das “p” ganz hart (bzw. aspiriert) gesprochen, noch das “b” ganz weich (bzw. stimmhaft). Am Ende sind beide ein ähnlich klingendes Mischmasch (Ein echter Sprachwissenschaftler könnte aber bestimmt eine gehaltvollere Erklärung liefern). Und: vielen Dank 🙂

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